Interview mit Pfarrerin Simone Lippmann-Marsch

Interview mit Pfarrerin Simone Lippmann-Marsch zum Gedenkgottesdienst für die tödlich verunglückten Motorradfahrer:innen in Berlin und Brandenburg in der Kaiser Wilhelm-Gedächtnis-Kirche am 6. Oktober 2024. Manuela Schneider:

„Du bist Pfarrerin und gleichzeitig begeisterte Motorradfahrerin. Was bedeutet es für dich, diese beiden Leidenschaften zu verbinden? Fühlst du dich besonders nah bei Gott, wenn du auf dem Motorrad unterwegs bist?“

Pfarrerin Simone Lippmann-Marsch: „Motorradfahren und mein Glaube gehen für mich Hand in Hand. Es ist ein Gefühl von Freiheit und Verbundenheit. Auf dem Motorrad spüre ich die Elemente – den Wind, die Sonne, manchmal auch den Regen – da bin ich meinem Glauben besonders nah, da bin ich Gott besonders nah. Ich kann meinen Alltag, meine Sorgen für einen Moment hinter mir lassen. Für mich ist Motorrad fahren eine Art, den Glauben in Bewegung zu erleben.“

Manuela Schneider: „Dieser Gottesdienst hat eine besondere, emotionale Bedeutung, da es um das Gedenken an verstorbene Motorradfahrer geht. Wie geht es dir persönlich dabei, diesen Gottesdienst zu leiten? Welche Gedanken bewegen dich dabei?“

Pfarrerin Simone Lippmann-Marsch: „Der Gottesdienst ist jedes Jahr eine sehr intensive Erfahrung für die Teilnehmenden. Oft sind es gemischte Gefühle – Trauer über den Verlust von Menschen, aber auch Dankbarkeit für das Leben. Es ist mir wichtig, Raum für beides zu schaffen: das Gedenken an die Verstorbenen und die Hoffnung für die, die weiterfahren. Ich denke dabei an die Angehörigen und die Gemeinschaft der Biker:innen. Für mich ist dieser Gottesdienst eine Möglichkeit, Trost zu spenden, aber auch die Hoffnung und den Glauben an den Neuanfang zu stärken.“

Manuela Schneider: „Was möchtest du den Motorradfahrern mitgeben, die an diesem Gedenkgottesdienst teilnehmen? Gibt es eine spezielle Botschaft, die dir am Herzen liegt, gerade für diejenigen, die auch selbst Biker sind?“

Pfarrerin Simone Lippmann-Marsch: „Ich möchte den Biker:innen mitgeben, dass sie nicht alleine sind, weder auf der Straße noch in ihrem Glauben. Gerade in Momenten der Trauer und des Verlusts ist es wichtig zu wissen, dass wir als Gemeinschaft. zusammenhalten. Meine Botschaft ist: Gott begleitet dich auf allen Wegen, selbst in den schwierigsten Momenten. Auch wenn das Leben oft gefährlich und unvorhersehbar ist, gibt es immer diese tiefe Verbindung zu Gott, die uns trägt.“

Manuela Schneider: „Motorradfahrer bilden eine besondere Gemeinschaft, und du bist selbst ein Teil davon. Wie erlebst du die Verbindung zwischen dieser Gemeinschaft und der Kirche in solchen Momenten der Gedenkfahrt? Was macht das für dich als Pfarrerin so besonders?“

Pfarrerin Simone Lippmann-Marsch: „Die Biker:innen-Gemeinschaft ist unglaublich stark und solidarisch. Du fährst auf der Straße und bist gleichzeitig Teil eines größeren Ganzen. Es gibt eine tiefe Verbundenheit, auch ohne viele Worte. Als Pfarrerin erlebe ich in solchen Momenten, wie nah diese Gemeinschaft dem Geist der Kirche kommt. Es geht um Zusammenhalt, Unterstützung und das Wissen, dass man nicht alleine unterwegs ist. Diese Verbindung macht es für mich besonders, weil ich spüre, dass der Glaube hier ganz praktisch gelebt wird – in der gegenseitigen Fürsorge und im Respekt füreinander.“

Manuela Schneider: „Wenn du den Motorradfahrern zum Abschluss der Gedenkfahrt eine persönliche Botschaft auf den Weg geben könntest, was wäre das?“

Pfarrerin Simone Lippmann-Marsch: „Fahrt vorsichtig und mit Herz! Das Leben ist ein Geschenk und jeder Tag ist wertvoll.“ Das Interview führte Manuela Schneider, Social Media Beauftragte der EKBO mit Pfarrerin Simone Lippmann-Marsch.

 

 

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